Agentic AI im Produktentwicklungsprozess: Wie die Automobilentwicklung einen Gang höher schaltet

von Martin Segatz |
06. Oktober 2025 |
Digitale Transformation | Künstliche Intelligenz

Die Automobilindustrie steckt mitten in einem gnadenlosen Innovationsrennen. Neue Modelle müssen in immer kürzeren Zyklen auf den Markt, der Kostendruck steigt, und gleichzeitig setzen Wettbewerber neue Maßstäbe. In China entstehen beispielsweise längst Fahrzeugkonzepte, die in wenigen Monaten von der Skizze zur Serienreife gelangen – unterstützt durch hochmoderne Fertigungsmethoden wie Giga-Pressen oder den Einsatz von 3D-Druck-Verfahren für Bauteile. Wer hier den Anschluss verliert, riskiert nicht nur Marktanteile, sondern auch seine Zukunftsfähigkeit. 

Doch stellen Sie sich vor, Sie könnten in die Zukunft Ihrer Produktentwicklung blicken. Sie würden schon heute sehen, wo Bauteile kollidieren, bevor sie jemals gefertigt werden. Sie hätten Risiken im Blick, noch bevor sie entstehen – und passende Lösungen gleich parat. Genau das macht Agentic AI möglich. Sie verwandelt die Produktentwicklung von einem reaktiven Prozess zu einem vorausschauenden System. Für Ingenieure bedeutet das: weniger Routinearbeit, weniger Stress – und mehr Zeit, das zu tun, was wirklich zählt: Innovation vorantreiben. 

Warum die Automobilbranche neue Wege braucht 

Kaum ein Umfeld ist komplexer als die moderne Fahrzeugentwicklung. Variantenvielfalt, hochintegrierte Lieferketten und steigende Qualitätsanforderungen treffen auf den Anspruch, Entwicklungszyklen drastisch zu verkürzen. Klassische Methoden wie Stage-Gate, Lean oder agile Ansätze stoßen dabei zunehmend an ihre Grenzen. 

Im Alltag zeigt sich das deutlich: Daten liegen verstreut in unterschiedlichen Systemen, Informationen müssen mühselig zusammengesucht werden. Ingenieure verbringen Stunden mit Abstimmungen und Nacharbeit, anstatt ihre Zeit in echte Innovation zu investieren. Transparenz über Projektstatus, Use Cases und Risiken bleibt lückenhaft. Pilotprojekte schaffen punktuelle Erfolge, scheitern jedoch häufig an fehlenden Standards und Governance-Regeln. 

Das Ergebnis ist ein permanenter Balanceakt zwischen Geschwindigkeit, Qualität und Transparenz. Genau hier setzt Agentic AI an – als intelligenter Partner, der Komplexität reduziert, Datenströme integriert und Prozesse spürbar beschleunigt. 

Was macht unseren Ansatz besonders? 

Wir bei fme haben uns intensiv damit auseinandergesetzt, wie sich moderne KI-Technologien praxisnah in hochkomplexe Entwicklungsprozesse integrieren lassen. Herausgekommen ist ein modulares KI-Ökosystem mit Agentic AI, das Ingenieure nicht ersetzt, sondern sie gezielt entlastet und unterstützt. 

Stellen Sie sich eine Entwicklungsumgebung vor, in der Daten nicht mehr manuell gesucht, verglichen und dokumentiert werden müssen. Stattdessen analysieren spezialisierte KI-Agenten in Echtzeit Bauteilstände, zeigen Risiken auf und schlagen konkrete Handlungsschritte vor. Immer mit Human-in-the-Loop, um Qualität, Nachvollziehbarkeit und Akzeptanz sicherzustellen. 

Vier Dinge, die den Unterschied machen 

  1. 1.Orchestriert & modular: Jedes KI-Element ist wie ein spezialisiertes Werkzeug, das sich flexibel kombinieren und wiederverwenden lässt – angepasst an den jeweiligen Use Case.
  2. 2.Governance-konform: Sicherheit, Compliance und Nachvollziehbarkeit sind kein Add-on, sondern fester Bestandteil der Architektur. So lassen sich regulatorische und interne Vorgaben zuverlässig erfüllen.
  3. 3.Schnelle Innovationszyklen: Durch Rapid Prototyping und MVPs werden neue Ansätze früh validiert – ein entscheidender Vorteil in einem Umfeld, in dem Time-to-Market zählt.
  4. 4.Skalierbar & offen: Standardisierte Datenprozesse und offene Schnittstellen sorgen dafür, dass sich das System nahtlos in den Engineering Data Backbone integrieren lässt – ohne zusätzliche Silos zu erzeugen.

So entsteht kein isoliertes Tool, sondern ein zukunftsfähiges Ökosystem, das mit den Anforderungen wächst und die Effizienz im Produktentwicklungsprozess signifikant.

Ein Blick in die Praxis: Automatisierte Kollisionserkennung 

Früher bedeutete Kollisionserkennung für Ingenieure mühsame Detailarbeit: CAD-Modelle öffnen, Bauteile vergleichen, Abstände manuell prüfen und Ergebnisse dokumentieren. Fehler wurden oft erst am physischen Prototyp sichtbar – mit erheblichen Kosten und Verzögerungen. 

Heute übernimmt Agentic AI diese Aufgaben automatisiert. Die KI importiert 3D-CAD-Modelle (z. B. aus Catia oder Siemens NX), gleicht sie mit der E-BOM ab und prüft Positionen, Abstände und Toleranzen regelbasiert. Kollisionen werden sofort im CAD-Viewer visualisiert und in die Änderungsdokumentation zurückgespielt. Ergänzend liefert die KI konkrete Korrekturvorschläge, die direkt in den Change-Management-Prozess einfließen. 

Der Nutzen im Überblick:

  • Frühzeitige Fehlererkennung reduziert Prototypkosten erheblich.
  • Automatisierte Prüfungen beschleunigen Freigabeprozesse.
  • Einheitliche Datenqualität sorgt für konsistente Kollisionsreports.
  • Bessere Zusammenarbeit zwischen Konstruktion, Fertigung und Einkauf.
  • Skalierbarkeit bis hin zu kompletten Baugruppen wie Karosserie oder Antriebsstrang. 

Vorgehen: Von der Idee zur Umsetzung 

Die Einführung erfolgt in einem klar strukturierten Vorgehensmodell:  

  1. 1.Struktur und Steuerung etablieren – Projekt-Setup, Rollenklärung, KPI-Cockpit.
  2. 2.Use Cases identifizieren – Bewertung, Priorisierung und Aufbau eines Use-Case-Portfolios.
  3. 3.Technologie und Architektur entwickeln – Schnittstellen, Datenmanagement und Prototypen.
  4. 4.Methodik und Standards definieren – Quality Gates und Architekturstandards.
  5. 5.Change Management und Befähigung – Schulungen, Kommunikation, Feedback.

Dieses Vorgehen stellt sicher, dass nicht nur Technologie implementiert wird, sondern Organisation, Prozesse und Menschen gleichermaßen einbezogen werden. 

Ergebnisse, die überzeugen 

  • 30 % kürzere Durchlaufzeiten in frühen Entwicklungsphasen. 
  • 20 % weniger Änderungsaufwände durch frühzeitige Fehlervermeidung. 
  • Transparente Steuerung durch automatisierte Dashboards und KPI-Cockpits. 
  • Hohe Akzeptanz bei Mitarbeitern dank klarer Kommunikations- und Befähigungsmaßnahmen.

Stimme aus der Praxis 

„Die automatisierte Kollisionserkennung hat unseren Produktentwicklungsprozess nachhaltig verbessert. Fehler, die früher erst im physischen Prototyp sichtbar wurden, erkennen wir nun direkt in der CAD-Umgebung. Besonders wertvoll ist die nahtlose Integration in unsere Stücklisten und den Change-Management-Prozess – dadurch sparen wir Zeit, Kosten und vermeiden unnötige Iterationen.“ 

— Entwicklungsleiter, Automotive OEM 

Fazit: Warum sich Agentic AI lohnt 

Die Case Study zeigt: Agentic AI entfaltet ihr Potenzial besonders in komplexen technischen Szenarien. Durch automatisierte Kollisionserkennung, Datenintegration und intelligente Workflows wird der Produktentstehungsprozess effizienter, sicherer und transparenter. Unternehmen profitieren von frühzeitiger Fehlervermeidung, schnelleren Innovationszyklen und nachhaltigen Effizienzgewinnen. 

Erfahren Sie, wie Agentic AI auch Ihre Entwicklungsprozesse beschleunigt.
Mehr dazu in unserem Whitepaper Optimierung von Produktentwicklungsprozessen mit Agentic AI in der Automobilindustrie

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