Es war noch früh an diesem Dezembermorgen. Die Sonne war gerade erst aufgegangen, die Temperaturen lagen nur leicht über dem Gefrierpunkt. Ich war auf dem Weg ins Büro, als ich aus dem Augenwinkel einen Schatten auf dem Fußweg wahrnahm.
Hatte wirklich niemand vor mir dieses Bündel wahrgenommen, was auf mich wie ein Mensch wirkte? Es war doch so viel los? Innerhalb von Sekunden fiel die Entscheidung anzuhalten und lieber nachzusehen als vorbeizufahren und später zu bereuen, dass ich nicht überprüft hatte, was dort auf der Erde lag.
Tatsächlich stellte sich sehr schnell heraus, dass dort ein Mann auf dem Fußweg lag. Es war doch so kalt? Wie lange lag er dort schon? Tausend Gedanken schossen mir durch den Kopf, als ich loslief, um ihm zu helfen. Ansprechbar war er nicht, aber er atmete. Immerhin! Während ich das Handy holte, um den Notruf zu wählen, hielt ein zweites Fahrzeug an. Der andere Fahrer prüfte, so wie ich vorher, ob der Mann ansprechbar war. Beide nahmen wir den starken alkoholischen Geruch wahr, den der Mann verströmte. Es war doch aber noch früh am Morgen? Ich hatte aus der letzten Ersthelferschulung noch im Kopf, dass auch ein Zuckerschock bei einem Diabetiker den Geruch nach Alkohol mit sich bringt und beschloss, den Mann nicht vorschnell zu verurteilen.
Sekunden, die zählen: Warten auf Hilfe und unerwartete Reaktionen
Während ich den Notruf wählte, rief der andere Autofahrer beim ortsansässigen Hausarzt an.
Unendlich schien diese Zeitspanne von wenigen Sekunden bis mein Anruf bei der Leitstelle entgegengenommen wurde. Was ging mir in dieser Zeit nicht alles durch den Kopf. Hatte ich alles bedacht? Stabile Seitenlage: erledigt. Atmung geprüft: ebenfalls.
Es war doch so kalt, eine Decke hatte ich aber nicht dabei. Während ich alle Informationen an die Leitstelle weitergab, fiel mein Blick auf das einzige Haus in der direkten Nachbarschaft. Was ich sah, ließ mich noch mehr frösteln: ein Ehepaar, die Arme auf ein Kissen in der Fensterbank gestützt, beobachtete uns bei unseren Bemühungen – ohne selbst auf die Idee zu kommen, Hilfe anzubieten. Als ich ihnen zurief, ob sie eine Decke bringen könnten, wurde das Fenster schnell geschlossen. Unglaublich!
Von dort war also keine Hilfe zu erwarten und die Zeit bis zum Eintreffen des Rettungswagens auf dem Land ist für gewöhnlich auch etwas länger. Zum Glück kam der ortsansässige Hausarzt sehr schnell und erkannte den Mann als seinen Patienten.
Kurz nach dem Arzt trafen auch Polizei und Rettungswagen ein, womit meine Hilfe nicht mehr benötigt wurde, und ich machte mich – mit reichlich Verspätung – weiter auf den Weg ins Büro.
Effiziente Einsatzplanung im Rettungsdienst: Wie Datenanalyse Leben retten kann
Der Vorfall beschäftigte mich noch eine ganze Weile. Warum hatte der Rettungswagen den Weg über die Bahnschranke – die natürlich geschlossen war – genommen? Es hätte einen anderen Weg gegeben, der zwar vielleicht minimal länger gewesen wäre, aber nicht das Risiko gehabt hätte, wertvolle Zeit an einer geschlossenen Schranke zu verlieren.
Einige Jahre später habe ich lernen dürfen, dass es Leitstellen in Deutschland gibt, die ihre Einsatzdaten sehr genau und sehr regelmäßig mit modernen Datenanalysetools auswerten, um mit den aus dem Notruf vorliegenden Informationen sowie den von den Rettungskräften erfassten Daten und den Daten der umliegenden Krankenhäuser fundierte Entscheidungen für eine bessere Einsatzplanung treffen. Darüber hinaus sind sie in der Lage, auf Basis der historischen Daten und z. B. der aktuellen Wetterdaten, Vorhersagen zu treffen. Eine Möglichkeit zur Nutzung dieser Vorhersagen ist die bessere Personalplanung, sei es bei Warnlagen, für besondere Anlässe wie Silvester – oder auch die Fußball-EM. Ihr einziges Ziel dabei: ihre tägliche Arbeit zu optimieren und so mehr Leben zu retten.
Die vielfältigen Potenziale von Business Intelligence
In meinem Berufsalltag sehe ich viele Einsatzmöglichkeiten für Business Intelligence Lösungen und jede einzelne hat ohne Frage ihre Daseinsberechtigung.
Dieser Anwendungsfall ging mir persönlich sehr unter die Haut und ich bin stolz darauf, dass mein Herzensthema »Datenanalyse« tatsächlich dazu beitragen kann, Menschenleben zu retten.
Mein Beitrag zur Rettung eines Menschen an diesem Dezembermorgen wirkt im Verhältnis zu den Möglichkeiten eines Analysetools in einer Großstadt winzig klein. Ich würde aber jederzeit wieder anhalten und habe es im folgenden Sommer tatsächlich auch getan. Aber das ist eine andere Geschichte. 😉
Hättest Du im Zusammenhang mit Rettungseinsätzen jemals an das Thema »Datenanalyse« gedacht? Ich zeige Dir sehr gerne, wie vielfältig und nutzbringend dieses Thema ist – egal ob für eine Rettungsleitstelle oder für ein Unternehmen. Es lohnt sich, sich mit Datenanalyse zu beschäftigen! Du wirst von den Einsatzmöglichkeiten überrascht sein – versprochen!
Wer zum Ende noch die Auflösung erwartet: Nein, der Mann war nicht Diabetiker. In diesem Sinne: Passt auf euch und eure Mitmenschen auf.
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