Datensilos auflösen: Wege zu einer vernetzten Wissenslandschaft

von Laura Shivan Blume |
06. Mai 2025 |
Digitale Transformation

Der effektive Umgang mit Wissen entscheidet heute mehr denn je über Wettbewerbsfähigkeit, Innovationskraft und Effizienz von Unternehmen. Doch vielfach sind Informationen in unterschiedlichen Formaten und auf verschiedenen Plattformen gespeichert. Dokumente, Daten und Wissen entstehen dezentral in Teams, Abteilungen und Projekten – oft ohne abgestimmte Ablagestrukturen oder technische Vernetzung. 

Das Ergebnis: Datensilos. Diese isolierten Informationsbestände behindern die Zusammenarbeit, verlangsamen Prozesse und reduzieren das Innovationspotenzial eines Unternehmens erheblich. 

Die Herausforderungen durch Datensilos 

Bevor konkrete Lösungsansätze betrachtet werden, lohnt sich ein genauer Blick auf die Herausforderungen, die durch isolierte Daten- und Informationsbestände entstehen und den Unternehmenserfolg nachhaltig beeinträchtigen. 

Verlust von Produktivität
Ein erheblicher Teil der Arbeitszeit geht verloren, wenn Mitarbeitende Informationen suchen, die andernorts längst existieren. Wertvolle Energie geht verloren, anstatt in wertschöpfende Tätigkeiten investiert zu werden. 

Doppelte Arbeit und redundante Datenhaltung
Wird Wissen nicht geteilt oder zugänglich gemacht, entstehen identische Inhalte an mehreren Stellen. Dies führt zu unnötigem Arbeitsaufwand, Mehrkosten und einer erhöhten Komplexität in der Verwaltung von Informationen. 

Verlust von Innovationspotenzial
Innovation lebt vom Teilen und Kombinieren vorhandenen Wissens. Sind Informationen jedoch nicht zugänglich oder bleiben isoliert, entstehen weniger neue Ideen und Synergieeffekte zwischen Abteilungen bleiben aus. 

Fehleranfälligkeit und Inkonsistenz
Versionierungsprobleme, veraltete Datenstände und widersprüchliche Informationen treten auf, wenn Datensilos existieren. Dies gefährdet die Qualität von Analysen, Prozessen und Entscheidungen. 

Beeinträchtigte Entscheidungsqualität
Wenn Entscheidungsträger nur auf einen Teil der verfügbaren Informationen zugreifen, beeinflusst dies die Qualität strategischer und operativer Entscheidungen negativ . 

Lösungsansätze gegen Datensilos 

Um Datensilos aufzubrechen und eine vernetzte Wissenslandschaft zu schaffen, braucht es gezielte Maßnahmen auf technischer, organisatorischer und kultureller Ebene. 

Systemintegration und technologische Vernetzung 

Zielgerichtete Systemintegration bedeutet, bestehende Anwendungen, Datenbanken und Wissensplattformen miteinander zu verknüpfen, um Informationen systemübergreifend zugänglich und nutzbar zu machen. Dabei stehen verschiedene Ansätze und Technologien zur Verfügung: 

Zentrale Plattformen und Hub-Lösungen 

  • Einsatz von Plattformen wie SharePoint Online, Microsoft Teams und Microsoft Viva, um Inhalte aus verschiedenen Quellen zentral zusammenzuführen. 
  • Einrichtung eines zentralen Einstiegspunktes („Single Source of Truth“), der den Zugriff auf Informationen vereinheitlicht und vereinfacht. 

Enterprise Search und intelligente Suche 

  • Einführung einer zentralisierten unternehmensweiten Suche (z.B. Microsoft Search), die mehrere Systeme gleichzeitig durchsucht und relevante Ergebnisse liefert. 
  • Nutzung KI-gestützter semantischer Suche wie Azure Cognitive Search oder Microsoft Copilot, um Informationen nicht nur nach Stichworten, sondern auch nach Bedeutung und Zusammenhang zu finden. 

Microsoft Graph und APIs 

  • Microsoft Graph verbindet Daten aus allen Microsoft-365-Anwendungen kontextbezogen und erleichtert so den Zugriff auf relevante Informationen. 
  • Integration externer Systeme über RESTful-APIs und Standardprotokolle, um eine umfassende Datenlandschaft aufzubauen. 

Enterprise Content Management (ECM) und Document Management (DMS) 

  • Integration vorhandener ECM-/DMS-Systeme (z.B. OpenText Documentum) in die Microsoft-365-Welt. 
  • Automatische Synchronisation und bidirektionale Verknüpfung von Dokumenten und Metadaten zwischen ECM-/DMS-Lösungen und Microsoft-365-Anwendungen. 

Datenintegration und Middleware 

  • Einsatz von Middleware-Technologien wie Enterprise Service Bus, Message Broker oder iPaaS (z.B. Azure Integration Services, Logic Apps, Power Automate) zur Vernetzung unterschiedlicher Systeme. 
  • Einrichtung von ETL-Prozessen (Extract, Transform, Load), um Daten automatisiert zu verschieben, anzureichern und systemübergreifend bereitzustellen. 

Datenvirtualisierung 

  • Nutzung von Technologien wie Azure Synapse Analytics, um Daten aus verschiedenen Quellen zusammenzuführen, ohne sie physisch zu verschieben. 
  • Datenvirtualisierung ermöglicht eine flexible, skalierbare Nutzung von Informationen. 

Metadatenmanagement und Taxonomien 

  • Aufbau einheitlicher unternehmensweiter Metadatenstrukturen zur verbesserten Auffindbarkeit und Nutzung von Informationen. 
  • Einführung von Taxonomien und Ontologien, die Begriffe und Zusammenhänge über Systeme hinweg standardisieren und konsistente Suchen ermöglichen. 

Knowledge Graph und Vernetzung von Wissen 

  • Erstellung eines zentralen Knowledge Graphs, der Informationen aus unterschiedlichen Quellen semantisch verknüpft. 
  • Nutzung von KI-Technologien (wie Natural Language Processing, Microsoft Viva Topics), um automatisch Beziehungen zwischen Dokumenten und Themen zu extrahieren und darzustellen. 

Zentralisierte Identity- und Zugriffsverwaltung 

  • Einsatz von Azure Active Directory, um den Zugriff auf Systeme und Informationen rollenbasiert zu steuern. 
  • Nutzung von Single Sign-On (SSO) für einen nahtlosen, sicheren und benutzerfreundlichen Zugang über verschiedene Systeme hinweg. 

Cloud-basierte Ansätze 

  • Migration von Legacy-Systemen oder Anbindung an Cloud-Lösungen wie Microsoft Azure und Microsoft 365, um Flexibilität und Skalierbarkeit zu verbessern. 
  • Umsetzung von Hybrid-Cloud-Szenarien, um bestehende On-Premise-Infrastrukturen mit modernen Cloud-Diensten zu verbinden. 

Automatisierung und KI-basierte Datenverarbeitung 

  • Nutzung von KI-Technologien (z.B. Microsoft Copilot, Azure AI Services), um Informationen automatisiert zu extrahieren, zu klassifizieren und aufzubereiten. 
  • Einführung intelligenter Workflows, die Prozesse systemübergreifend automatisieren, beispielsweise mit Power Automate oder Azure Logic Apps. 

Zentrale Plattformen für Zusammenarbeit 

Neben der Integration bestehender Systeme ist der Aufbau zentraler Plattformen entscheidend. Ein „Single Point of Truth“ bietet folgende Vorteile: 

  • Einheitliche Ablage- und Bearbeitungslogiken 
  • Zugriff auf aktuelle Dokumentenversionen 
  • Vermeidung von Doppelablagen und Mehrarbeit 
  • Förderung der Transparenz über Team- und Abteilungsgrenzen hinweg 

Hierbei sind Benutzerfreundlichkeit und Akzeptanz ebenso wichtig wie technische Funktionalität. Nur wenn Mitarbeitende die Plattform auch wirklich im Alltag nutzen, entfaltet sie ihr volles Potenzial. 

Governance und organisatorische Maßnahmen 

Technische Integration allein genügt nicht, um Datensilos nachhaltig zu beseitigen.
Erforderlich sind klare organisatorische Strukturen: 

  • Datenpflege-Richtlinien
    Einheitliche Vorgaben zur Ablage, Verschlagwortung und Aktualisierung von Informationen sichern die Qualität langfristig. 
  • Verantwortlichkeiten
    Die Benennung von Informations- oder Datenverantwortlichen in jeder Abteilung fördert eine kontinuierliche Pflege und Aktualisierung des Wissens. 
  • Datenstrategie
    Eine unternehmensweite Strategie legt verbindlich fest, wie Wissen erfasst, gespeichert, geteilt und genutzt wird. 

Kulturveränderung und Anreizsysteme 

Eine technologische Lösung bleibt wirkungslos, wenn sie nicht von einer entsprechenden Unternehmenskultur getragen wird: 

  • Förderung von Offenheit und Transparenz
    Ermutigen Sie Ihre Mitarbeitenden, Wissen aktiv zu teilen und zu dokumentieren. 
  • Wertschätzung von Wissenstransfer
    Erkennen Sie erfolgreiches Teilen und Kombinieren von Wissen als wertvollen Beitrag zur Unternehmensentwicklung an und belohnen Sie dies. 
  • Vermeidung von Wissenshortung
    Eine Kultur, in der Wissen als gemeinschaftlicher Wert und nicht als individuelle Machtbasis verstanden wird, trägt entscheidend zur Reduktion von Silos bei. 

Die Rolle moderner Technologien 

Aktuelle technologische Entwicklungen eröffnen völlig neue Möglichkeiten im Kampf gegen Datensilos: 

  • Künstliche Intelligenz (KI)
    Lösungen wie Microsoft Copilot indexieren automatisch Inhalte, erkennen Zusammenhänge und bieten kontextbezogene Empfehlungen an. Dadurch wird die Suche nach relevanten Informationen erheblich erleichtert und Wissen besser vernetzt. 
  • Semantische Suche
    Suchanfragen werden nicht nur wortwörtlich interpretiert, sondern auch im inhaltlichen Zusammenhang verstanden. Nutzer finden schneller, was sie wirklich benötigen. 
  • Automatische Verbindung verwandter Wissensbestände
    KI-gestützte Systeme erkennen thematische Überschneidungen und schlagen proaktiv relevante Dokumente oder Projekte vor, was Silos vermeidet. 

Fazit 

Die Überwindung von Datensilos ist keine rein technische Herausforderung, sondern ein umfassender Transformationsprozess.
Nur eine Kombination aus technischer Integration, organisatorischer Klarheit und kultureller Veränderung schafft eine vernetzte, dynamische Wissenslandschaft – und legt damit den Grundstein für produktivere Zusammenarbeit, bessere Entscheidungen und nachhaltige Innovationen. 

 

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